Auf einer Anhöhe im Kleinwalsertal umgeben von einem beeindruckenden Bergpanorama liegt die Selbstversorgerhütte, in der vom 3.6.-7.6.2015 eine Heilpflanzenexkursion für Familien (17 Kinder, 17 Erwachsene) stattfand.
Schon der erste Anstieg zur Hütte erfüllte mit freudiger Erwartung auf die Bergpflanzenwelt: Es blühten neben Lichtnelken, Rotklee und Vergissmeinnicht, der Wiesenklappertopf, das Knabenkraut und viele buttergelbe Trollblumen. Eingebettet in diese satte, frühsommerliche Natur entwickelte sich rasch nach Ankunft unter den Kindern (2 bis 13 Jahre) ein unbeschwertes Miteinander im Spiel. Davon angeregt ergab sich auch für die Erwachsenen schnell eine unkomplizierte Nähe, die als grundlegend für ein produktives Gemeinsames beim Kochen, Wandern, Schauen und Arbeiten erlebt werden konnte.
Jede Familie präsentierte für die anderen Teilnehmer eine Heilpflanze. Beim gemeinsamen Beobachten und Weiter-Fragen kamen auf diese Weise alle dem Löwenzahn, der Arnika, der Malve, dem weißen Germer, der Petasites, der Potentilla, dem Baldrian und dem Wundklee näher und näher. Manche der Pflanzen mussten anfänglich noch intensiv gesucht werden. Auf späteren Wanderungen begegnete man ihnen dann mit geschultem Auge an ihren jeweiligen charakteristischen Standorten in üppigen Beständen: z. B. der Petasites in ausladenden, flächendeckenden Feldern einen ganzen Bachlauf hinauf, – dem Wundklee auf einer sonnenbeschienenen Magerwiese am Hang in größerer Höhe, – dem Baldrian in der feuchtwarmen Schlucht eines Gebirgsbaches, seinen schweren Duft in gewittriger Luft intensiv verströmend …
Von außerordentlich großem Wert für die Exkursion war die Mitgestaltung durch die Apothekerin Barbara Massag und ihren Mann, dem Imker und Physiker Christoph Massag. Große und kleinere Teilnehmer führte Barbara Massag in die Heilmittelherstellung ein: Unter ihrer Anleitung wurden Kaltauszüge mit Quellwasser erstellt, Erkältungssalbe gekocht, Globuli imprägniert und Bienenwachskompressen angefertigt. Dabei kam eine große Ruhe in die Berghütte: alle – und vor allem die Kinder – waren mit großer Hingabe und Konzentration bei der Sache.
Einen Einblick in das Wesen der Bienen und die Imkerei gewährte uns Christoph Massag in seinem Vortrag und zahlreichen Tischgesprächen. Einige Produkte seiner Imkerei, Propolis und Bienenwachs, durften wir in den o.g. Heilmitteln verarbeiten. Beeindruckend sensibel, ernsthaft und freudig nahmen die Massags das Interesse und die Bedürfnisse der Kinder wahr und ließen sie die Geheimnisse der Heilmittelbereitung im Selbsttun erleben.
An dieser Stelle sei den Initiatoren der Heilpflanzenexkursion, Dr. med. Silke Schwarz und Prof. Dr. med. David Martin von Herzen gedankt. Neben ihrer umsichtigen Vorbereitung leiteten sie die Veranstaltung über die gesamte Zeit mit großer Sensibilität. Bemerkenswert unaufdringlich und hilfreich gaben Sie den Tagen einen produktiven Rhythmus und integrierten dabei spontan und flexibel die Herzenswünsche aller Teilnehmer. Unvergesslich bleiben zudem die allabendliche Märchenstunde von Silke Schwarz und der gelungene Gesamtrückblick von David Martin über alle betrachteten Heilpflanzen als Pantomime ihrer typischen Wachstumsgesten.
Im Miteinander von Kindern und Erwachsenen entstand im Kleinwalsertal eine lebensvolle und anregende Fortbildung. Wir hoffen, dass diese Art des gemeinsamen Arbeitens sich für alle Teilnehmer fruchtbar weiterentwickelt. Wir wünschen uns weitere Impulse in Form einer Fortsetzung dieser Veranstaltung und freuen wir uns sehr darauf.
Anna Lotta Rohmeyer und Kai Näbert